Wilhema-Saat
Wernhaldenpark, 70180 Stuttgart
Ein Übersetzungsfehler soll zu mehreren hundert Mammutbäumen in ganz Baden-Württemberg geführt haben, davon stehen rund 100 in Stuttgart selbst.
König Wilhelm I. von Württemberg (1781-1864) galt als ausgesprochener Naturliebhaber. So war es nicht verwunderlich, dass er sich für die sensationelle „Entdeckung“ der kalifornischen Mammutbäume Mitte des 19. Jahrhunderts begeisterte und sich für seine Wilhelma einige Samen dieses exotischen Baumes besorgen ließ.
Der Überlieferung nach hieß es in der schriftlichen Bestellung „ein Löt“, eine damalige Maßeinheit von etwa 15 Gramm, was dann fälschlicherweise mit „a lot“ übersetzt wurde und man schickte ein Pfund – ca. 100.000 Samen.
Im Kalthaus der Wilhelma ließ König Wilhelm I. tausende Jungpflanzen der exotischen Baumart aufziehen. Diese sind als Wilhelma-Saat bekannt. Die Setzlinge wurden in ganz Württemberg gepflanzt, verschenkt und zur Hälfte verkauft – sie waren u.a. begehrt bei der wohlhabenden Bevölkerung für Villengärten. Heute gibt es über 100 bekannte Standorte, an denen man noch Mammutbäume finden kann. Der Hain in der Wilhelma bestand ursprünglich aus 35 Mammutbäume, deren Anzahl sich mittlerweile verdoppelt hat. Außerhalb des Botanischen Gartens sind weitere Sequoien meist einzeln in Parkanlagen, Halbhöhen und Höhenlagen anzutreffen.
Etwas kurios ist allerdings die Anzahl von über 40 Bäumen im Wernhaldenpark. Sie stehen auf einem ehemaligen Gartengrundstück, das früher als „Schickler’scher Garten“ bekannt war. Doch wie kam es dazu, dass dort mehr Setzlinge gepflanzt wurden als im Herzensprojekt des Königs? Eine Vermutung ist, dass das Gelände ursprünglich dem Stuttgarter Handelsgärtner Carl Schickler gehörte, der selbst auch Pflanzensamen verkaufte. Ob er bei der königlichen Bestellung aus Amerika involviert war, ist nicht belegt; laut einem Katalog von 1862 führte er jedoch Samen der Wellongtonia gigantea im Sortiment – so wurden die Mammutbäume ursprünglich genannt.
Der höchste Baum der Wilhelma-Saat steht übrigens im Auenwald nahe Backnang – mit über 57 Metern ist er der größte Mammutbaum Deutschlands.