Staatsoper Stuttgart

Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart


Das Stuttgarter Opernhaus war eines der wenigen Gebäude der Stuttgarter Innenstadt, die im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört wurden. Die amerikanische Militärregierung verwendete das Gebäude 1945 vorübergehend als Hauptquartier, bevor dieses in die Olgastraße verlegt wurde. Anschließend diente das Opernhaus amerikanischen Soldaten zur Freizeitgestaltung: es gab ein Unterhaltungsangebot von USO, Kinofilme, das „Crossroads“ Center des amerikanischen Roten Kreuzes, Tischtennisplatten und Angebote wie einen Barber Shop und Schuhputzer. Für Opernaufführungen konnte das Haus nur genutzt werden, wenn es die amerikanischen Unterhaltungsangebote zuließ.

Im September 1946 wurde in der Stuttgarter Oper Weltgeschichte geschrieben: der damalige US-Außenminister James F. Byrnes reiste während der Pariser Friedenskonferenz zunächst nach Berlin, um dort General Lucius D. Clay zu treffen, und von dort aus gemeinsam nach Stuttgart. Die Zugfahrt quer durch Deutschland ermöglichte es Byrnes zudem, sich selbst einen Eindruck zum Ausmaß der Zerstörung zu machen. Ziel war es, in Stuttgart die Neuausrichtung der amerikanischen Besatzungspolitik für Deutschland vorzustellen. Der sowjetische Außenminister Molotov hatte bereits Anfang Juli die Vision seines Landes in Paris dargelegt und General Clay fand, es war an der Zeit, einen Gegenentwurf zu präsentieren. Clay war zum damaligen Zeitpunkt stellvertretender amerikanischer Militärgouverneur und erarbeitete die Grundlage für Byrnes‘ Stuttgarter Rede. Er überzeugte Byrnes auch davon, die Pläne nicht in Paris, sondern in Stuttgart vorzutragen, u.a. da dort der Länderrat des amerikanischen Besatzungsgebiets tagte. Das Opernhaus war der einzige unbeschädigte Veranstaltungsort, der groß genug war für die rund 1.500 anwesenden amerikanischen Offiziere und 150 deutschen Gäste sowie internationale Pressevertreter.

In der Rede mit dem nüchternen Titel „Restatement of the Policy on Germany“ kündigte Byrnes u.a. einen wirtschaftlichen Wiederaufbau, politische Selbstverwaltung und eine Rückkehr in den Staatenbund an. „Das amerikanische Volk will dem deutschen Volk helfen, seinen Weg zurückzufinden zu einem ehrenvollen Platz unter den freien und friedliebenden Nationen der Welt.“ Mit seinen Worten machte er der deutschen Bevölkerung in einer Zeit der Ungewissheit Hoffnung, wodurch sich der spätere Beiname „Rede der Hoffnung“ ergab.
Die Rede gilt als Wendepunkt der deutsch-amerikanischen Beziehungen und legte den Grundstein für den Marshall-Plan, der von Byrnes‘ Amtsnachfolger umgesetzt wurde.

Mehr Informationen zur Rede der Hoffnung finden Sie in diesem Dossier der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg.